[Werbung] Das vorgestellte Buch wurde kostenlos vom Rowohlt Verlag zur Verfügung gestellt.
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Titel: Bier leben : die neue Braukultur
Autor: Julia und Oliver Wesseloh
2. Auflage 2016
239 Seiten
Rowohlt Taschenbuch Verlag
Das Buch ist am 30.10.2015 erschienen und kosten 14,99 €
ISBN: 978-3-499-62946-4
Weltweit gibt es (ca.) 150 Bierstile, (ca.) 200 Hopfensorten und eine Menge mehr rund ums Bier. Wie soll man da den Überblick bewahren oder eine Einstieg finden? Nun, wie wäre es mit einem kühlen … Buch, zwar ohne Schaumkrone, aber mit Wissenswertem über Bier. Der Autor Olvier Wesseloh, bzw. die Autoren Julia und Oliver Wesseloh bringen der Leserschaft hier auf 239 Seiten und 8 Kapiteln, zahlreiche Bier-Marken, Personen aus der Bierszene und auch den Weg zum Heimbrauen näher.
Schnell wird klar, es geht vorwiegend um die Craft-Beer-Szene und die Vielfalt des Bieres. Weg von den Einheitsbieren.
Oliver Wesseloh ist, wie es auf dem Klappentext des Buchs vermerkt ist „Bierbrauer aus Leidenschaft und Weltmeister der Biersommeliers“. Es ist ein Buch von und für Bierliebhaber. Das erinnert mich an einen Satz von Homer Simpson: „Und jetzt soll jedes Wort Bier sein!“, als er sich in einer Szene einen Songtext mit neuem Text wünscht. Bier, Bier Bier Bier …. ok, lassen wir das.
Vorweg ein paar Worte zum Buch: Der Einband besteht aus einem dickeren Karton und hat eine hohe Stabilität. Das Cover ist in einem knalligen Orangenton, fast Neonfarben gehalten, was auf dem oben eingefügten Bild vom Verlag nicht ersichtlich ist. Das Muster auf der dargestellten Bierflasche ist ganz blass, dafür als Relief hervorstehend und spürbar.
Im Buch finden wir dann 8 Kapitel, die sich thematisch von der Geschichte des Biers bis zum selber brauen erstrecken. Das Buch fängt mit einer Liebeserklärung ans Bier an und erklärt kurz wie der Autor zum „Bierfreak“ wurde. Weiter geht es mit der „Bier-Historie“, eine kurze Reise durch die Geschichte des Bieres, von der ersten nachweislichen Überlieferung bis in die moderneren Zeiten. Die erste nachweisliche Braukunst der Germanen wird z.B. erwähnt. Mit dem Wechsel in die moderneren Zeiten, kam aber auch der Wechsel von der Individualität des Bieres zum Einheitsbier, das möglichst jedem schmecken soll. Eine leichte, berechtigte, Kritik am damals, bis heute bestehenden System kommt auf und wird im Verlauf des Buchs noch mehrmals aufgegriffen. [Mein Gedanke dazu: Reinheitsgebot (wird auch im Buch nochmal erwähnt) und Angst vor neuem bei großen Unternehmen, sowie Gesetze und Klagen (auch im Buch zumindest an einem Beispiel kurz aufgezeigt)]
Die Bierszene ; Kapitel 3.
Spätestens ab hier wird deutlich, es geht im Buch nicht um die größten der großen Biermarken, sondern um Vielfalt und Raritäten, oder kleinere aber schon bekannte Marken mit Innovationen. Das Buch bietet also eine sachlich geschriebene Entdeckungstour. „Craft-Beer-Szene“ fällt im Buch als Begriff häufiger. Auch kommt die Frage auf, warum man in Deutschland keine Biervielfalt kennt, im Vergleich zu anderen Ländern die erstklassige Auswahl aus nationalen und internationalen Sorten anbieten.
Es ist spannend zu lesen wie andere „Länder“, also kleine und große Brauereien Bier brauen. Lustig dabei: Wissen und Maschinen kommen dabei oft aus Deutschland. Es geht um die Entwicklung der Brauereien in fernen Ländern und auch Europa. Wusstet Ihr das es im Jahr 2014 über 400 Brauereien in der Schweiz gab? Als Ursprung der Craft-Beere kommt dann selbstverständlich auch die USA im Buch vor. Aber nicht nur die USA, auch kommt in Kapitel 4 die „Neue Deutsche Bier(Sub)-Kultur“ auf, die sich trotz Gegenwind durch das Reinheitsgebot und Gesetzeslagen gut entwickelt hat. Rückschläge waren aber da und sind es immer noch. Wegzudenken ist dies Szene aber auch hier nicht mehr. Im Buch wird passend dazu auf Probleme mit dem Namen „Craft-Beer“ hingewiesen, denn „Craft“ ist nicht mehr nur „Craft“ und auch große Marken möchten den beliebten Begriff nutzen.
Dann kommt von Seite 71-101 geführtes Kapitel mit einer Vorstellung ausgewählter mittelständige Unternehmen, die nicht die großen Konzerne kopiert haben. Hier wird jeweils kurz auf ca. 1,5 Seiten eine Hintergrundgeschichte erzählt. Dazu kommt jeweils ein Link zur Brauerei. Von den Brauereien habe ich noch nie etwas gehört, allerdings kenne ich mich mit Bier auch überhaupt nicht aus. Ein anderer Abschnitt widmet sich dem Reinheitsgebot, mit der Frage ob es für Qualität steht oder doch nur Marketing ist, da es auch Ausnahmen geben kann. Das wusste ich z.B. auch nicht und ist sehr interessant, inkl. berechtigter Kritik an dem System.
Kapitel 5 erklärt was Bier überhaupt ist und geht dabei recht ausführlich auf die Zutaten ein. Hopfen, Malz, Hefe und Wasser stehen hier, aber auch Früchte, Kräuter und Gewürze sind als allgemeiner Punkt genannt. Nur mit den Zutaten ist natürlich nichts erreicht, also geht es weiter mit dem Weg zum guten Bier und Punkten wie Malzlager, Schrotmühle , Maischbottichpfanne, Läuterbottich, usw. bis hin zur Fasslagerung. Insgesamt umfasst dies zusammen Seite 125-172.
Gegen Ende des Buchs geht es dann um „Bierstiele“ in Kapitel 6 (inkl. einer Doppelseite mit einigen Begriffen für die Biere), mit Infos zu Stammwürze, Alkoholgehalt und Bittereinheiten. „Bier genießen“ in Kapitel 7, bringt uns die Welt des Biersommeliers mit u.a. verkosten, einschenken und betrachten näher. Eine Doppelseite zeigt eine graphische Darstellung mit den verschiedenen Geruchs- und Geschmackselementen. Abgeschlossen wird mit Heimbrauen in Kapitel 8. Hier finden sich Rechenformeln, benötigte Zutaten und Zubehör, Hinweise zum Rechtlichen – z.B. das der Brauvorgang beim Hauptzollamt angemeldet (wtf?!) und danach die Biersteuererklärung abgegeben werden muss (Typisch Deutsch) und eine Anleitung zum brauen. Dazu kommen Rezepte für „Gose“, „American Pale Ale“, und „Single Hop India Pale Ale“.
Das Buch hat einen guten Schreibstil und ist recht sachlich geschrieben, liest sich dafür aber sehr gut und ist nicht langweilig. Man merkt die Qualität der Texte recht schnell und hat damit einen angenehmen Lesefluss und eine gute Mischung an Informationen. Die Abschnitte haben eine gute Länge und sind gefühlt nicht unnötig aufgeplustert. Es liest sich einfach rund, recht sachlich, aber auch herzlich.
Im Buch findet sich auch:
Ich wusste das ich keine Ahnung von Bier habe, da ich auch kein Bier trinke, aber spätestens mit Craft-Beer, Ausnahmen beim Reinheitsgebot oder das man sich zum Heimbrauen anmelden muss habe ich erst gemerkt wie wenig keine Ahnung eigentlich wirklich ist. Das Buch übt ganz klar Kritik am Reinheitsgebot und am monotonen Einheitsbier, inkl. berechtigter Fragen dazu. Es werden einige Brauereien vorgestellt und das Thema Craft-Beer behandelt. Abgerundet wird das Buch von einer kurzen Anleitung zum selber brauen inkl. 3 Rezepte. Insgesamt war das Buch eine volle Überraschung für mich und dürfte für alle Biertrinker sehr interessant sein. Wer komplett dem Reinheitsgebot verschreiben ist, der wird hier nicht glücklich, aber alles anderen werden sich vermutlich spätestens danach nach Craft-Beer erkundigen. Ein Spannendens Thema.