Erstversorgung im Feld. Survivalmedizin für Grundlagen und fortgeschrittenen Techniken um im Ernstfall weiterhelfen zu können.
Selbstversorgung oder Erste-Hilfe bei anderen Personen, in beiden Fällen ist die passende Ausrüstung und ein gewisses Spektrum an Wissen erforderlich, welches man sich im Vorfeld von Ausflügen und Abenteuern aneignen sollte. Selbst wenn man nicht alles weiß, so sollte man doch zumindest anderen kein Klotz am Bein sein und zumindest ein paar Grundlagen beherrschen oder Grundausrüstung mitführen.
#Survival #Medizon #Notfall #Versorgung
Titel: Outdoor- und Survivalmedizin - Selbstbehandlung in Extremsituationen
Autor: Johannes Vogel
208 Seiten. 174 Bilder
Pietsch Verlag
Das Buch ist 09/2016 erschienen und kostet 19,95 €
ISBN: 978-3-613-50835-4
Es scheint eine Version von 2013 zu geben. Bei 2016 steht jedoch 1. Aufl. Ob es Unterschiede gibt, weiß ich nicht.
Herrn Vogel kenne ich nun schon von einigen Bücher im Pietsch-Verlag und er hat wirklich eine gute Menge Wissen angehäuft, sicherlich nicht alles was man wissen kann, aber weitaus mehr als viele andere. Dass es dabei auch ein Buch über Survivalmedizin gibt, freut mich umso mehr. Wer einen Sparziergang macht, geht bei Verletzungen auf die Couch oder zum Arzt, aber schon ein paar Meter weiter kann es schwieriger werden Unterstützung in medizinischen Notfällen zu erhalten. Mit dem Wissen aus diesem Buch kann man sich und anderen helfen, indem man Situationen besser einzuschätzen lernt und mit Rat und Tat etwas zu Lösung in medizinischen Notlagen beitragen kann.
Es muss auch nicht direkt die Dschungeldurchquerung sein, es reicht schon ein abgelegener Ort für einen Fahrradsturz, ein Unfall in den Bergen oder ein durch Hochwasser von der Versorgung abgeschnittener Ort. Es gibt viele Szenarien, in denen man sich selbst oder anderen helfen muss. Teils können einem auch Ärztinnen und Ärzte nicht immer weiterhelfenden oder haben keine Zeit, oder sind nicht da, wo man sich befindet. Es spricht vieles dafür, sich so viel Wissen anzueignen, wie nur möglich. Herr Vogel hat dies auf diversen Abenteuern getan und damit einen großen Erfahrungsschatz.
Im Vorwort steht etwas zur Verwendung des Buchs: Es gibt Anleitungen zur Erstversorgung usw., aber ggf. keine finale Behandlungsmöglichkeit, auch bei schweren Fällen, da dies für Laien ggf. nicht machbar wäre oder keine Möglichkeiten bestehen würden. Es ist anderes als andere Bücher zur Reisemedizin und einige sonst allgemeine Inhalte sind nicht mit dabei. Es enthält keine Ernährungspyramide und informiert nicht über z.B. regelmäßigen Sport. Was allerdings eher relevant ist, Themen wie Geburten oder Krebsdiagnosen sind nicht im Buch enthalten, was man ja ggf. schon mal gebrauchen könnte. Schade, aber nachvollziehbar: In einem Nebensatz dürfte man Kritik an Homöopathie herauslesen, daher wird dazu nichts im Buch stehen. Bei mir wären, aus eigener Erfahrung heraus, auf jeden Fall Inhalte zur Homöopathie mit dabei, jedoch muss auch nicht Kritikern klar sein, dass in extremen Situationen Homöopathie schwer richtig anzuwenden ist, bzw. akute Dinge anders handhabt (man braucht viel Wissen). Im Buch geht es aber eh eher um die einfache Versorgung von u.a. sichtbare Verletzungen, zwar auch von Infektionen, aber weniger um Medikamente, außer die Grundmittel (Antibiotika, Schmerzmittel usw.). (Homöopathie würde die Komplexität des Buchs weit übersteigen und ist für Survivalmedizin in vielen Bereiche nicht unbedingt geeignet.)
Die Kapitel im Buch: Neben Vorwort, Epilog und Glossar, folgen zahlreiche Kapitel und deren Unterkapitel. Die einzelnen Kapitel sind farblich unterteilt.
Im Buch erwähnte zusätzliche Inhalte, die relevant sein könnten, sind offline. Es gab diese auf https://www.vivalranger.com, auf der Seite medizin.vivalranger.com. Gibt es jetzt halt nicht mehr.
Es gibt einen Unterschied zwischen Regionen und der Versorgung, aber egal wo man ist, man kann immer in eine Situation kommen, in der man sich nicht auf andere verlassen kann. Das lernt man mit den Jahren z.B. durch Fehldiagnosen von Ärztinnen und Ärzten oder durch Krankheiten und Unfälle während Reisen und Ausflügen. Extreme Abenteurerinnen und Abenteurer, die auch abseits der Touristenbusse unterwegs sind, erleben dies sicherlich noch häufiger und anders.
Im Buch geht es daher auch zielsicher mit dem Handwerkzeug und Medikamenten los. Ohne irgendwelche Hilfsmittel geht es oft nicht, aber schon einfache Dinge sind dabei relevant. Die Übersicht und die Erklärungen helfen beim organisierten mitführen. Je Region muss das mitgeführte auch angepasst werden.
Vorbereitende Lektüre: Es ist kein Ablaufplan je Situation, also nicht “fange bei Problem XY mit Punkt 1 an und abreiten dich zu Punkt 6 vor”. Vielmehr ist es ein Nachschlagewerk zur Vorbereitung. Unterschiedliche Situationen und die passenden Dinge zur Erstversorgung werden aufgeführt. Natürlich kann man auch unterwegs nachlesen, aber man sollte schon vorab wissen was drinsteht. Zwar gibt es keinen überflüssigen Fülltext, aber es ist durchaus Text, den man lesen und erfassen muss.
Man merkt schnell, dass es in Outdoor- und Survivalmedizin - Selbstbehandlung in Extremsituationen viel um Erstmaßnahmen und Maßnahmen, die Zeit bringen sollen, geht. Es sind Basisschritte, fortgeschrittene Maßnahmen und Erkennungshilfen für bestimmte Situationen. Von der sichtbaren Verletzung durch Unfälle, Innere Erkrankungen bis hin zu Verletzungen durch Tiere und Insekten, also eine umfassende Auswahl. Auch Infektionen und Wunden werden besprochen. Es bezieht sich dabei auf doch eher typischen klingende Outdoor Situationen, die man aber auch im Alltag finden kann. Auch wenn im Buch Basis- und fortgeschrittene Maßnahmen zu finden sind, ist es kein Buch welches als aller erste Lektüre dient, da einiges an Vorwissen sinnvoll ist. So sind die Seiten aufgebaut:
Ein bisschen was zu den Kapiteln:
Handwerkzeug: Klein, leicht, schnell und einfach einsatzbereit. Skalpell, Klebeband, Arterienklemmen, Spritzen und vieles mehr wird hier in kurzen Textpassagen erklärt. Dabei geht es grob um die Einsatzzweck und ggf. -Möglichkeiten.
Medikamente: hier geht es um ein paar Grundlegende Mittel für gängige Probleme, wie z.B. Wundreinigen, Antibiotika, Schmerzmittel usw. Dabei werden dem Autor vertraute Marken genannt und die Einsatzmöglichkeit. Wie schon in der Einleitung gesagt, geht es hier nicht um die Behandlung aller Dinge, sondern erste Maßnahmen, so geht es mehr um Schmerzmittel und Lokalbetäubung, sowie z.B. Mittel gegen Durchfall. Den Abschnitt finde ich etwas kurz und ggf. nicht vollständig, aber es geht auch nur um Mittel, die der Autor schon verwendet hat. Es gäbe aber noch, dass ein oder andere was man für Notfälle aufnehmen könnte. Dabei ist allerdings auch das rechtliche immer so eine Sache, ebenso wie Transport und Lagerung..
Rettungsschema nach Unfällen & Techniken sind Interessante Abschnitte. Man lernt etwas über das ABCDE Schema. Handlungsentscheidungen und rechtliche Konsequenzen werden behandelt. [Meine Anmerkung: Ganz allgemein sind die rechtlichen Dinge bei erster Hilfe eine Riesenhürde. Nicht helfen und verklagt oder helfen und verklagt werden? Wofür entscheidet man sich?]. Auch werden im Buch Techniken nähergebracht. Davon sind einige bekannt, wie z.B. Herzdruckmassagen und andere weniger, z.B. Möglichkeiten zum Personentransport, oder das Nähen von Wunden. Manch eine Technik ist mit den Fotos im Buch besser und andere nicht ganz so gut nachvollziehbar. Beispielsweise für Herz-Lungen Wiederbelebung oder Beatmung könnte man gut auch zusätzliche Quellen zu Rate ziehen. Hier hätten im Buch auch QR Codes auf Videos mit solchen Inhalten verweisen können. Wäre sicherlich hilfreich. Anderen Abschnitte mit richtig lagern von Personen, Wundversorge z.B. mit Nähen und Lokalanästhesie Spritzen sind wiederum eher gut nachvollziehbar, was in der Praxis dann aber ggf. wieder anders aussieht. Das Nähen von Wunden stelle ich mir nicht sonderlich angenehm vor. [Mein Tipp: Es gib medizinische, transportable Tacker zum verschließen von Wunden.]
Bei den folgenden Abschnitten darf man sich durch weitere Erklärungen der Grundlagen und Textblöcke für bestimmte Fälle lesen. Es sind bündige, gute Infos, aber einzelne Symptome oder bestimmte Dinge sind ggf. nicht bebildert. Schürfwunden und Stiche erkennt man aber auch so. Die Fälle, wo es ganz speziell wäre, kann man eh nicht alle mit Bilder festhalten. Weiterhin ist es praktisch, wenn bei einzelnen Fällen die Piktogramme darstellen, was am ehesten als Konsequenz daraus resultiert. Es ist in gewissen Maßen durchaus detailliert und umfangreich, aber auch nicht richtig tiefergehend. Man sieht auch schwerer Verletzungen und Behandlungen, die ich mir aber nur mit den paar Bilder nicht zutrauen würde, aber zumindest hätte man einen Anhaltspunkt. Fun Fact: Im Buch wird darauf hingewiesen, dass man sich von Affen möglichst fern halten soll. Die sind ggf. aggressiv und tragen Krankheitserreger. Hätte das mal die Leute in letzter Zeit gewusst.
Eine wichtig Kritik, die ich im Internet gelesen habe, betrifft ein fehlendes Register im Buch und das man z.B. einzelne Dinge nicht so gut nachschlagen kann. Es gibt ein Glossar am Ende, aber tatsächlich, wenn man z.B. nach Brüchen sucht, steht dort nicht "Bruch". Da muss man dann eher über die Kapitel gehen. Andere Themen findet man dort aber schon. Wie ich schon sagte, ist das Buch eher eine Orientierung, die man gut als Leitfaden nutzen kann, aber es ist kein vollständiges Werk und erfordert Vorkenntnisse. Das heißt nicht, dass es schlecht ist, aber es ist kein Buch für den ersten Einstieg und damit etwas schwieriger zu bewerten. Ein anderer Kritikpunkt, betrifft am Ende des Buchs aufgeführte zusätzliche Inhalte, die aktuell offline sind, oder eine andere Adresse haben. Ich kanns aber verstehen, da das Internet teils einfach nicht praktikabel für den Erhalt von Informationen ist, wie ich auch bei Seitenumzügen erfahren musste.
Fazit:
Das Buch hat in Internet viele positive Bewertungen erhalten und auch der Autor ist bekannt für Outdoor und Survival Wissen. Es ist ein vollgepacktes Allroundtalent, wenn es um die medizinische Erstversorgung / Notversorgung geht, natürlich im Hinblick auf einfachste Mittel die Unterwegs zur Verfügung stehen und eben eher die Stabilisierung, Entschärfung von Situationen und Transportvorbereitungen. Es ist wichtig zu wissen, dass es keine Stichpunkt - Schritt für Schritt Anleitung je Situation ist, sondern Handlungshinweise in Textform, mit Nebeninformationen. Ein Buch das man zur Vorbereitung im Vorfeld durchgeht und lernt, oder ab und an Nachschlagen kann. Je mehr der etwas härteren Fälle man sieht, um so mehr wird klar, hier braucht man aber zusätzliches Wissen. Das Buch ersetzt in den einzelnen Fällen keine detaillierten Erklärungen, kann zwar in der Not schon so helfen, aber definitiv solle man Behandlungen und Anwendungen von Mitteln schon mal ausprobiert oder gesehen haben. Es ist damit eher ein Buch, über das man lernt, was alles so passieren kann und wozu man noch Wissen einholen sollte. Hat man das Wissen erlangt, hat man mit dem Buch eine Gedankenstütze und einen transportablen Leitfaden.
Ein bisschen kann man das vielleicht mit einem Buch für Mechaniker vergleichen. Wenn dort steht, tausche den Keilriemen aus und man weiß im Vorfeld nicht, was ein Keilriemen ist und welche Werkzeuge man bei seinem Fahrzeug man dafür braucht, hilft einem die Anleitung im Feld auch nur teilweise. Damit wäre man bei dem Grundsatz, nicht unvorbereitet auf Reisen zu gehen. Dennoch wird es damit weiterhin nicht einfacher das Buch einzuordnen. Ich finde es interessant, vielen loben es und schlecht ist es definitiv nicht, aber man braucht mehr Literatur / weiteres Material dazu.
Buchrezensionen zum Kernthema "Notnahrung". Egal ob pflanzlich oder tierisch, mit den Büchern kann man sich eine ganze Menge an Wissen aneignen.
Spannende Bücher über essbare Pflanzen.